Die Geschichte der Gemeinde

Die Gemeinde Nachrodt-Wiblingwerde liegt inmitten des Märkischen Sauerlandes. Zahlreiche gekennzeichnete Wege laden zu eindrucksvollen Spaziergängen und erlebnisreichen Wanderungen mit einem großartigen Weitblick ein.

Die Schönheit und Stille der Natur sowie prachtvolle Laub- und Nadelwälder bieten in Verbindung mit den vielen Sehenswürdigkeiten Erholung, Erlebnis, Beschaulichkeit und Muße.

Über die Frühgeschichte gibt es keine schriftlichen Zeugnisse. Diese wurden durch die Kriegswirren und Feuersbrünste vernichtet.

Doch besonders der Dorfbrand von Wiblingwerde vom 29. Dezember 1709 ist noch Generationen im Gedächtnis geblieben und konnte so immer weiter überliefert werden. Bei ihm brannten auch das Pfarrhaus, das Dach und die Turmspitze der Wiblingwerder Kirche ab. Bis zum Jahre 1830 wurde in Wiblingwerde der 29. Dezember als Brandbettag begangen.

Das Gebiet des heutigen Sauerlands wurde während des 7. Jahrhunderts vom Westen her durch die Franken und vom Osten aus durch die Sachsen besiedelt. Schon vor und während der Mitte des 8. Jahrhunderts und vor allem von 772 bis 804 stießen die Franken unter Karl dem Großen (768 - 814) in das Sachsenland vor und unterwarfen es ihrem Einfluss. Damit verbunden war der Zwang zur Annahme des römischen Christentums.

Im "liber valoris ecclesiarum Coloniensis deioeccesis" von 1316, einem Abgabenverzeichnis an die Kölner Kirche, wird Wiblingwerde zum Dekanat Lüdenscheid gehörig bezeichnet. Mit Urkunde vom 22. Mai 1317 gibt König Ludwig der Bayer (1314 - 1347) dem Grafen Dietrich von Kleve die dem Grafen Engelbert II von der Mark wegen dessen Undankbarkeit entzogenen Reichsgüter zu Lehen u.a. auch den "curtem dictam Web(elg)engwerde". Er war wohl ein Unterzentrum des Reichshofes Dortmund, der von Karl dem Großen angelegt worden war. Die Curtis diente der Versorgung des könglichen Hofstaates und hatte den Königszins zu sammeln und abzuführen.

Nach Allem, was von der Kolonisierung und Missionsierung Karls des Großen bekannt ist, ist die Gründung der Curtis Wiblingwerde während seiner Eroberungsfeldzüge oder in der ersten Nachkriegszeit anzunehmen, und zwar im ungefähren zeitlichen Zusammenhang mit dem Bau einer Taufkapelle. Diese ist mit Sicherheit als Vorgängerin der unter dem Patronat Johannes des Täufers im 13. Jahrhundert errichteten Kirche von Wiblingwerde in karolingischer Zeit errichtet worden.

Wie der Frankenkönig alles aufs Genaueste vorzuschreiben pflegte, sollten die Eingesessenen jede Taufkirche mit einem Hof und zwei Hufen (= 60 Morgen = 20 - 24 ha) ausstatten. Durch Enteignung und Umsiedlung sächsischer Grundbesitzer in fränkische Gebiete und Schenkungen gefügiger oder gefügig gemachter sächsicher Edelinge stand Land als Baugrund für Curtis und Taufkapelle und für die Ausstattung beider zur Verfügung.

Die auf könglichem Grund als Eigenkirchen errichteten ältesten Kirchen unterstanden unmittelbar dem König. Erst mit der Einrichtung eines Missionssprengels gingen sie in den Machtbereich des Bischofs über, für Wiblingwerde des Bischofs von Köln.

Aufgrund von kulturellen Bodenfunden ist nachgewiesen, dass Wiblingwerde schon seit dem 9. Jahrhundert als Siedlungsort besteht.

Wiblingwerde, auf dem Höhenrücken des Sauerlandes gelegen, hatte bereits als sächsische Kultstätte Bedeutung und gehörte unter Karl dem Großenwie oben bereits erwähnt, als “Curtis” zum Reichshof nach Dortmund. Die Einwohnerschaft von Wiblingwerde wurde getrennt von den märkischen Untertanen aufgeführt.

Nachrodt, im Lennetal gelegen, war kein geschlossenes Siedlungsgebiet. Es gehörte zum Kelleramt, dessen Höfe sich von Werdohl-Dresel bis Iserlohn-Kalthof erstreckten. 1423 wird der Hof Einsal erstmals erwähnt und 1515 der Hof Obstfeld. Als im Jahre 1907 durch königlichen Erlass das damals bestehende Amt Altena aufgelöst wurde, bildete sich aus den amtsangehörigen Landgemeinden Kelleramt und Wiblingwerde die amtsfreie Gemeinde Nachrodt-Wiblingwerde. Seit Mitte der 60er Jahre hat sich das Gesicht des Dorfes Wiblingwerde aufgrund einer umfassenden Sanierung als Folgemaßnahme der Aussiedlung von landwirtschaftlichen Betrieben gewandelt. Durch die Musterhöfe, die im Rahmen des gemeinsamen Marktes der Europäischen Union eingerichtet worden sind, hat Wiblingwerde eine besondere Bedeutung erlangt.

Seit 1984 ist Wiblingwerde staatlich anerkannter Erholungsort.